Deutsch

Poesie




I



Man sollte uns allen den Himmel öffnen
die wir uns mit dem Vergnügen vergiften
Nacht und Tag
und umgekehrt
die wir schlecht denken
und die wir so sehr das riesige Blau ansehen,
das dort
im oberen Teil glänzt
obwohl der Tyrann seine Lieblinge und verlorenen Söhne aussucht
die nicht ganze Seiten
ihres Lebens mit Tränen
und Betttücher mit Schweiß überschwemmen
so warten wir, dass sie den Himmel öffnen
schlendern so
naiv und einfältig
über die Straßen
ohne Scham gesehen zu werden
erniedrigt
wie die Helden des Vergnügens.







IV

Tu es
fügsam wie der Himmel
der alles erschafft
und man kann es nicht erahnen.
Tu es
Während Dein Blick
diese Kraft führt, die Du abgibst
um die Oberfläche
eines Schatten spendenden Parks zu entwirren.
Tu es
und höre nicht auf, nach oben zu schauen
lächele
und versuche das Unerklärliche zu erklären. Ich werde es verstehen.
Dirigiere die Nacht wie ein Orchester
das die Welt in einer unendlichen Atmosphäre liebkost
wie Deine Gesten
wie der Himmel
wie dieser, dein beharrlicher Blick,
auf alles was
die Vergänglichkeit des Seins umgibt.

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Geschichte

Weise Bürokratie*


Er kam morgens um halb sieben an. Diesmal waren nicht viele Leute da. Er setzte sich auf eine Stufe in der Nähe des Haupteingangs. Es waren nur sechs Personen vor ihm. Er trug eine graue Anzugjacke und eine Hose in derselben Farbe. Sein Hemd war weiß und die Brillengläser waren angelaufen, weil die Temperatur am frühen Morgen stark gesunken war. Die Krawatte trug er in einer Tasche, in der er auch einen Schal, eine Thermosflasche mit Kaffee und etwas Vanillegepäck bei sich trug. Er erkannte niemanden in der Schlange und fühlte sich deswegen ruhiger. Wie jeden Tag begann er, sich an die Zeit zu erinnern, in der er um neun Uhr vormittags kommen, durch den Haupteingang hineingehen und, bevor er die Antragsteller empfing, ruhig frühstücken konnte. Der Kaffee war immer bereits fertig und er musste sich nur eine Tasse eingießen und ihn mit ein paar Bollos, in Fett gebackenem Gebäck, einnehmen, das ihm seine Kollegen für später mitbrachten. Ohne Eile würde er dann vierzig oder fünfzig Minuten später die Tür seines Büros öffnen. Das war damals, als er niemandem in der Schlange ins Gesicht schaute und schnell hinging, nachdem er dem Polizisten an der Tür seinen Ausweis gezeigt hatte. Das war in den Zeiten, in denen es eine lange Schlange gab, wenn er gegen neun Uhr kam. Manchmal war die Schlange so lang, dass noch nicht einmal die Hälfte der Menschen eintreten konnte. Sie mussten dann am nächsten Tag sehr zeitig zurückkommen. So früh wie Don Dámaso heute. Oder vielleicht ein wenig früher, wie die Leute, die bereits vor ihm am Haupteingang waren. Er hatte sich niemals die Mühe gemacht, zu zählen, wie viele Leute am Tag hereinkommen oder drankommen könnten, weil er stundenlang Pause machte und dann von fünfzehn bis achtzehn Uhr nur noch damit abschloss, die Dokumente anzusehen, um diese dann an seine Vorgesetzten weiterzuleiten. Er beantwortete auch das Telefon nicht mehr. Wenn er vom Essen zurückkehrte, kam er stets durch die Hintertür herein, um mit niemandem aus der Schlange vom Vormittag zusammenzustoßen, der ihn bitten könnte, ihn doch bitte hereinzulassen, weil sein Fall dringend sei. Das war ihm nämlich schon mehrere Male passiert.

In seinem Amt war er derjenige, der am meisten respektiert wurde, weil er der Älteste war und derjenige, der am längsten dort arbeitete. Er war derjenige, der die Arbeit am besten kannte. Die Anderen imitierten seine Gewohnheiten und niemals beschwerte sich über das, was er machte oder wenn er nicht zum Arbeiten kam. Niemand bat ihn um eine Erklärung. Und noch nicht einmal das Wort „Bürokratie“ konnte ihn ärgern, wenn einige Mutige aus der Schlange ihn daran erinnerten. Er wusste gut, wem er etwas erklären und wen er einfach nur anlächeln sollte. Er diente den anderen als Beispiel und war, wenn irgendwelche Zweifel auftraten, die richtige Anlaufstelle zur Lösung von Problemen. Trotz dieser Vertrautheit zwischen den Mitarbeitern des Amts erfuhr nie jemand etwas über sein Privatleben. Fragte man ihn, was er nach der Arbeit mache, antwortete er einsilbig oder wechselte schnell das Thema. Niemand wusste, ob er eine Frau oder Kinder hat und mit wem er zusammenlebt. Er alleine wusste von seinen Nächten in einer Bar am Stadtrand, in der er bis nach Mitternacht oder manchmal sogar fast bis zum Arbeitsbeginn Karten spielte. Er lebte allein in einem kleinen Zimmer, das sehr nahe bei der Spelunke lag, wo man/er jeden Monat das Gehalt verspielte. Don Dámaso sorgte sich nicht mehr darum, etwas Geld zu sparen. Er sagte sich stets, dass er dem Laster im nächsten Monat entsagen würde. Dies tat er jedoch niemals.

Eines Tages gab es zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren einen Regierungswechsel. Der zuständige Minister entschied, den öffentlichen Dienst zu modernisieren. Anfangs erachtete Don Dámaso diese Ankündigung nicht für besonders wichtig. Sobald er jedoch einige junge Männer Dinge im Büro installieren sah und beobachtete, wie alte Schreibmaschinen durch Computer ersetzt wurden und wie Stempel allmählich verschwanden, wusste er nicht, was er tun sollte. Die Formulare wurden allmählich weniger, die Menschen hatten gleich alles für die Abgabe dabei und niemand fragte mehr nach den Voraussetzungen dafür, irgendein Dokument zu beantragen, weil das alles ausführlich in so einem Ding zu finden war, das man Internet nannte. Die vorherigen sehr langen Schlangen, die darauf warteten, einen Termin zu beantragen, waren verschwunden, weil diese nun per Email vergeben wurden. Die Fotos waren alle von derselben Größe und man konnte sie nicht ablehnen, weil sie alle von denselben digitalen Maschinen stammten. Von einem Augenblick zum anderen hatte sich seine gesamte Arbeit geändert und es gab jedes Mal weniger alte Kollegen im Amt. Den Kaffee musste er selbst mit einer Maschine zubereiten, in die man Münzen einwerfen musste, und er aß vormittags auch keine in Fett gebratenen Bollos mehr. Man begann damit, die Anzahl der Personen zu kontrollieren, die er tagtäglich empfing und man wies ihn an, dass er vormittags mindestens fünfzig Menschen bedienen und nachmittags das Telefon beantworten müsse, um Menschen mit „dringenden“ Fällen Termine zu erteilen. Nachdem einige Zeit vergangen war, waren die vielen Schlangen, die es früher gab, nur noch Erinnerung, abgesehen von zweien: Eine für die fünfzig Personen, die einen Termin hatten, und eine andere, für die, die keinen hatten, von denen manchmal und mit viel Glück die ersten zwanzig eintreten konnten. Don Dámaso kam mit dem Computer nicht zurecht und die jungen Menschen, die noch Berufsanfänger waren, lachten über den Alten, der nur mit viel Mühe mit der Funktastatur schrieb und nicht wusste, wie man die Maus verwendete. Zwei Monate, nachdem diese Veränderungen stattgefunden waren, befand er sich auf der Straße, arbeitslos, ohne Geld und ohne, dass ihn jemand respektierte. Seine prekäre wirtschaftliche Situation und seine miserable Pension brachten ihn dazu, alles zu verwetten, was ihm blieb. Wie immer ging Don Dámaso in die Spielhölle in der Bar, die sich in der Nähe seines angemieteten Zimmers befand. Er trug in seiner rechten Tasche ein Foto seiner zwei Kinder bei sich, als diese noch klein waren und er sie in der Nähe eines Karussells im Arm hatte. Er dachte, dass ihm dies Glück bringt. Als er merkte, dass er mit dem Kartenblatt, das er hatte, gewinnen könnte, machte er seinen letzten, den entscheidenden Einsatz, der sein Schicksal verändern sollte. So kam es dann, dass er absolut alles verlor.
Eine Woche danach stellte er seine Sachen in einem kleinen Zimmer zurecht, das ihm seine Tochter zur Verfügung stellte, bis er, wie er sagte, eine neue Arbeit gefunden habe.

Das Sonnenlicht erhellte das Gebäude bereits. Don Dámaso hatte keine Uhr dabei. Deswegen erfragte er die Uhrzeit. Es war sieben Uhr morgens und es waren bereits fünfzehn Personen da. Es würde noch ein wenig dauern, bis die Tür aufgeht. Er begann, eine Zeitung zu lesen, die er im Bus gefunden hatte, mit dem er hergekommen war. Eine halbe Stunde später gab es zwanzig Menschen in der Schlange, die mit Glück vielleicht eintreten würden, weil sie keinen Termin hatten. Er wartete auf niemand Besonderen, aber er drehte sich ständig herum, um zu sehen, ob jemand kam. Die Minuten vergingen und es kamen immer mehr Menschen an. Nicht alle gingen hinein, sondern manche warteten, ohne die Hoffnung zu verlieren.

„Entschuldigen Sie, Señorita, können Sie auf meinen Platz aufpassen? Ich komme in einer Sekunde zurück“, fragte Don Dámaso ein junges Mädchen, das vor ihm wartete.
„Natürlich, Señor, machen Sie sich keine Sorgen“, antwortete sie.
Don Dámaso lief zum Ende der Schlange. Er schaute sich die Leute gut an. Aus seiner Erfahrung aus der Zeit heraus, in der er selbst hinter dem Schalter arbeitete, konnte er wissen, welche Menschen dringender warteten. Das merkte er aus Intuition. Man musste ihnen ins Gesicht schauen, auf ihre Gesten achten und darauf, wie sie ihre Hände bewegten. Als er eine Frau sah, die eine sehr große Tasche bei sich hatte, trat er an sie heran.
„Entschuldigen Sie, Señorita, ich habe einen Platz vorne. Wenn er Sie interessiert, kann ich ihn Ihnen verkaufen“, sagte Don zu einer Frau, die sich fast am Ende der Schlange befand.
„Für wie viel?“, fragte ihn die Kleine, ohne auch nur für einen Augenblick am Angebot dieses älteren Mannes zu zweifeln.
„Dreißig Soles“, antwortete Don Dámaso.

Die Frau nahm ein Mobiltelefon heraus. Sie machte einen Anruf und, nachdem sie zwei Minuten lang gesprochen und dann den Herrn noch um fünf Soles heruntergehandelt hatte, akzeptierte sie das Angebot. Danach gingen sie zusammen zur Schlange, an die Stelle, von der er gesagt hatte, dass er dort einen Platz habe. Die junge Frau, die auf seinen Platz aufgepasst hatte, ließ sie in die Schlange. Die Leute, die hinten standen, hatten das gesehen, aber machten keine Probleme.

„Das ist meine Tochter“, sagte Don Dámaso zu der jungen Frau, die auf seinen Platz aufgepasst hatte.
„Nimm, Papa, das ist für deine Heimfahrt“, sagte die junge Frau zu ihm, die damit auf das einging, was er gesagt hatte, und gab ihm einen 20-Soles-Schein sowie eine 5-Soles-Münze.
Don Dámaso nahm das Geld und steckte es sich in die Tasche. Er sagte nichts mehr, sondern ging auf die Straßen und dachte: „Wenn ich heute beim Poker gewinne, ziehe ich aus der Wohnung meiner Tochter aus“.


xxx

* Traducción de Christine Wendel (http://www.traduzco.de/)